Zahnbehandlung in Gebärdensprache

Lisa Takeshita ist Zahnärztin in der Klinik für Allgemein-, Behinderten- und Seniorenmedizin im Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich. Ein Schnupperkurs in Gebärdensprache und positive Erfahrungen mit der Gehörlosenkultur hat sie dazu bewegt, sich weiter in die Gebärdensprache zu vertiefen.

Redaktion

Während ihres Studiums besuchte die damals angehende Zahnärztin einen Schnupperkurs in der deutschschweizerischen Gebärdensprache (DSGS), der ihr so gut gefiel, dass sie unbedingt mehr lernen wollte. Schliesslich entdeckte sie den Gebärdensprachkurs von Andreas Juon und besuchte alle Kurse, bis der Lehrer aufhörte zu unterrichten. Seitdem besucht sie einen Konver­sationskurs bei einem anderen Anbieter.

Eindrücke vom Gebärdensprachkurs

«Für mich war die Gebärdensprache eine der in­tuitivsten Sprachen, die ich bisher gelernt habe. Natürlich war es am Anfang ungewohnt mit den Händen Bewegungsformen zu bilden oder mich durch die Mimik auszudrücken. Aber man ver­steht die Grammatik relativ schnell und kann einfache Gespräche führen», erzählt die Zahn­ärztin. Die Gebärdensprache beherrscht sie nach eigenen Angaben bei Weitem nicht perfekt. Aber durch Buchstabieren und Umschreibungen kann sie sich meistens mit ihren gehörlosen Patientin­nen und Patienten verständigen.

Barrierefreies Angebot

Die Klinik für Allgemein-, Behinderten- und Seni­orenzahnmedizin unter der Leitung von Prof. Dr. med. dent. Murali Srinivasan bietet das gesamte Spektrum der Zahnmedizin für Erwachsene ab dem 18. Lebensjahr an. Das reicht von der Zahn-und Mundschleimhautkontrolle, Zahnreinigung, Zahnfüllung, Zahnfleischbehandlung, Zahnextraktion bis hin zu Implantaten und festsitzendem und abnehmbarem Zahnersatz. «Wir verfügen über moderne Scanner, Röntgengeräte, Mikro­skope, einen Fotoraum und ein internes zahn­technisches Labor», berichtet Lisa Takeshita. Die Klinik ist auf die Behandlung und Betreuung von Menschen mit Behinderungen sowie von Betag­ten und Hochbetagten spezialisiert. Zudem ist die Praxis barrierefrei mit dem Rollstuhl zugäng­lich. «Bei Bedarf und nach vorheriger Abklärung können Patienten auch ambulant unter Vollnarkose behandelt werden», so die Zahnärztin.

Konversation in der Praxis

Bereits mehrfach wurde Lisa Takeshita von ih­ren Kollegen in die Zahnarztpraxis gerufen, um zu dolmetschen. So half sie, als ein gehörloser Patient in Tränen ausbrach, weil ein Zahn einen Riss hatte und der Zahnarzt dem Patienten mit­teilte, dass der Zahn nicht mehr gerettet wer­den konnte. In einer anderen Situation kam ein gehörloser Patient zum Notfall und der Zahnarzt hatte Schwierigkeiten dabei, die allgemeinmedi­zinische Anamnese vollumfänglich zu erstellen. «Bisher waren alle gehörlosen Patienten dankbar für meine Unterstützung», so die Zahnärztin. In der Gehörlosenkultur wurde sie stets mit offenen Armen empfangen. Die Offenheit und das Gefühl der Inklusion, auch wenn sie als einzige Hören­de an Veranstaltungen und Kursen für Gehörlose teilnahm, haben die Zahnärztin positiv geprägt. «Wenn ich etwas nicht verstanden habe, bemüh­ten sich die Leute, während dem Gebärden zu sprechen. Ich denke, meine positiven Erfahrun­gen mit der Gehörlosenkultur waren eine der Be­weggründe, mich weiter in die Gebärdensprache zu vertiefen. Ich wollte der Gemeinschaft etwas zurückgeben», so Lisa Takeshita.

Zahnmedizinstudenten in der Lehre

Als universitäre Klinik sind sie auch für die Aus­bildung der Zahnmedizinstudenten zuständig. Ein besonderer Kurs ist ein Postenlauf, bei dem die Studenten verschiedene Arten von Behinde­rungen kennenlernen. Dabei gibt es auch einen Posten zum Thema Gehör. Die Studenten können eine Geräuschüberempfindlichkeit erleben oder sich gegenseitig Hörgeräte einsetzen. «Dabei gebe ich den Studenten einige Tipps, wie sie mit einfachen Massnahmen die Kommunikation mit hörbehinderten Menschen verbessern können. Zum Beispiel, dass man die Maske abnehmen, bei gutem Licht vor der Person stehen und Hoch­deutsch sprechen sollte», erklärt die Zahnärztin.


Dieser Artikel ist in der Sonos-Zeitung 01/2023 erschienen, herausgegeben vom Schweizerischen Hörbehindertenverband, Oberer Graben 48, 8400 Winterthur, hoerbehindert.ch

Zweitabdruck mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und der porträtierten Zahnärztin.

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